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Wie man Performance-Angst überwindet

In meinen 15 Jahren als Führungskraft und Berater habe ich unzählige Situationen erlebt, in denen selbst hochqualifizierte Menschen ins Straucheln kamen – nicht wegen mangelnder Kompetenz, sondern wegen Performance-Angst. Diese Art von Angst ist nicht nur psychologisch belastend, sondern beeinträchtigt direkt die Leistung, das Auftreten vor Kunden und die Entwicklung in der Karriere. Die gute Nachricht: Es gibt wirksame Wege, mit dieser Angst umzugehen, und sie basieren nicht auf theoretischen Modellen, sondern auf erprobten Strategien, die ich in Unternehmen und Führungsteams selbst angewandt habe.

Verstehen, was Performance-Angst wirklich ist

Performance-Angst entsteht, wenn die eigene Selbstwahrnehmung und die vermuteten Erwartungen anderer kollidieren. In der Praxis bedeutet das: Man fokussiert sich auf mögliche Fehler statt auf Inhalte. Ich erinnere mich an ein Meeting, in dem ein junger Manager alle Zahlen perfekt vorbereitet hatte, aber so stark an seiner Performance zweifelte, dass er kaum ein klares Wort herausbrachte.

Die Realität ist: Angst basiert weniger auf Fakten als auf Projektionen. Was mir geholfen hat, meinen Klienten diese Tatsache klarzumachen, war ein einfaches Modell – die 80/20 Regel: 80% der Angst entstehen im Kopf, nur 20% durch externe Faktoren. Der erste Schritt zur Überwindung ist deshalb das klare Erkennen, dass die Angst oft größer erscheint, als sie wirklich ist.

Man muss verstehen, welche Auslöser spezifisch für die eigenen Situationen verantwortlich sind. Ist es das Sprechen vor großen Gruppen? Die Angst, kritische Fragen nicht beantworten zu können? Oder der Druck, vor Führungskräften zu präsentieren? Diese Klarheit ist entscheidend, bevor man überhaupt Strategien zur Veränderung einsetzen kann.

Routine und Vorbereitung als Hauptwaffe

Ich habe gelernt: Nichts dämpft Performance-Angst so sehr wie gründliche, strukturierte Vorbereitung. Früher dachte ich, dass sich erfahrene Redner hauptsächlich auf ihre Spontanität verlassen. Doch die Wirklichkeit ist das Gegenteil. Je größer der Druck, desto wichtiger die Routine.

Ein Beispiel: Als ich 2018 ein internationales Team leitete, sollten wir den Jahresbericht vor einem kritischen Aufsichtsrat vorstellen. Wir probten dutzende Male, bis jede Zahl im Schlaf saß. Ergebnis: Selbst die unsichersten Kollegen wirkten souverän, weil die Abläufe automatisiert waren.

Von der Agenda bis zu Notizen – wer vorbereitet ist, reduziert das Risiko von Blackouts. Dazu gehört auch, mögliche Fragen bereits im Vorfeld zu durchdenken und realistische Antworten zu üben. Studien zeigen, dass Unternehmen und Individuen ihre Kommunikationsleistung so um bis zu 30% steigern können. Die Faustregel lautet: Je wichtiger die Situation, desto mehr zählt Vorbereitung.

Die Bedeutung von mentalem Training

Performance-Angst ist nicht nur ein logistisches, sondern auch ein mentales Problem. Früher hätte ich mentale Übungen als “Soft Skill” abgetan, doch ich konnte mehrfach beobachten: Techniken wie Atemübungen oder Visualisierung verwandeln Nervosität in Energie.

Ich arbeitete einmal mit einem Sales Director, der bei großen Pitches regelmäßig rote Flecken am Hals bekam – ein klares Stress-Signal. Nach einer Phase mentalen Trainings, insbesondere täglicher Atemübungen, gelang es ihm, diese Reaktionen zu kontrollieren. Der Unterschied war messbar: bessere Ergebnisse bei Vertragsabschlüssen, mehr Selbstvertrauen.

Mentales Training wirkt wie Sport für den Kopf. Es geht darum, den Kreislauf zwischen Gedanken, Emotionen und physischer Reaktion zu durchbrechen. Wer lernt, sich bewusst in Stressmomenten selbst zu regulieren, verschafft sich einen enormen geschäftlichen Vorteil.

Kleine Schritte statt große Sprünge

Einer der häufigsten Fehler beim Umgang mit Performance-Angst ist der Versuch, sie auf einen Schlag zu besiegen. Ich habe gesehen, wie Mitarbeiter sich freiwillig für riesige Bühnen gemeldet haben, in der Hoffnung, ihre Angst zu „brechen“. Das war selten erfolgreich.

Die wirklich wirksame Methode: kontrollierte kleine Schritte. Ich empfehle immer, erst in einem sicheren Umfeld zu üben – eine firmeninterne Besprechung mit wenigen Kollegen – und sich langsam zu steigern. Jeder erfolgreiche kleine Schritt baut Erfahrung und Selbstvertrauen auf.

Es ist wie im Vertrieb: Kein Kunde kauft sofort einen Großauftrag, ohne dass vorher kleinere Projekte Vertrauen aufgebaut haben. Performance-Angst lässt sich ebenso graduell überwinden. Der Prozess dauert Wochen oder Monate, aber er ist nachhaltig, weil er das Selbstbewusstsein real aufbaut und das Risiko von Rückfällen senkt.

Den Fokus verlagern: Von sich selbst auf den Inhalt

In vielen Fällen entsteht Performance-Angst, weil man zu sehr auf sich selbst konzentriert ist: „Wie sehe ich aus? Was denken die anderen?“ Doch das Entscheidende – und das ist eine Erkenntnis, die ich erst in meiner Beraterzeit klar verstanden habe – ist, den Fokus bewusst auf den Inhalt zu verschieben.

Ich habe erlebt, wie eine hochqualifizierte Ingenieurin in internen Präsentationen versagte, weil sie permanent an ihre Wirkung dachte. Wir arbeiteten mit ihr daran, den Blick zu ändern: „Es geht nicht um dich, sondern darum, dass dein Team versteht, warum diese Lösung die bessere ist.“ Dieser Perspektivwechsel machte den Unterschied.

Wenn man die eigene Rolle als „Übermittler wichtiger Informationen“ statt als „Person, die bewertet wird“ sieht, sinkt die Angst spürbar. Das Publikum ist meistens ohnehin weniger kritisch, als wir glauben.

Feedback richtig nutzen

Ein weiterer Schlüssel liegt im strukturierten Umgang mit Feedback. Ich habe erlebt, wie destruktives Feedback Mitarbeiter völlig blockiert hat. Konstruktives Feedback hingegen kann Performance-Angst regelrecht auflösen.

In einem Projekt 2020 führten wir ein Ritual ein: Jede Präsentation wurde nach klaren Kriterien bewertet – aber immer auch mit Hervorhebung dessen, was funktioniert hat. Diese Balance sorgte dafür, dass sich die Mitarbeiter sicher fühlten, aus Fehlern zu lernen.

Die Praxis zeigt: Feedback ist dann wirksam, wenn es zeitnah, konkret und lösungsorientiert ist. Falsches Feedback verstärkt Angst, richtiges Feedback reduziert sie. Der entscheidende Punkt ist, eine Feedback-Kultur zu schaffen, die Entwicklung ermöglicht statt Druck zu erhöhen.

Körper und Präsenz einsetzen

Performance-Angst schwächt sich nicht nur im Kopf ab, sondern durch bewussten körperlichen Einsatz. Körpersprache sendet Signale, die sich sogar auf die eigene Emotion zurückspiegeln. Ich habe Manager gesehen, die während Präsentationen körperlich in sich zusammensanken – und sofort als unsicher wahrgenommen wurden.

Als wir begannen, gezielt an Haltung, Gestik und Präsenz zu arbeiten, änderte sich das Bild. Auch sie selbst fühlten sich dadurch sicherer. Diese Bidirektionalität – Körpersprache beeinflusst Emotion und umgekehrt – ist ein mächtiges Werkzeug.

Praktisch heißt das: aufrechte Haltung, bewusster Augenkontakt, klarer Stand. Was einfach klingt, macht in Schlüsselmomenten den Unterschied. Ein Hinweis, den ich oft gebe: Körpersprache ist nicht die Dekoration, sondern Teil Ihrer Performance-Strategie.

Hilfe von außen akzeptieren

Zum Schluss: Es gibt Situationen, in denen Selbsthilfe an ihre Grenzen stößt. Ich habe mehrfach erlebt, dass professionelle Unterstützung in Form von Coaching oder Therapie genau den Durchbruch gebracht hat. Unternehmen, die in solche Maßnahmen investieren, steigern die Wirksamkeit ihrer Führungskräfte messbar.

Ein externer Coach bringt eine neutrale Perspektive. Er erkennt Muster, die man selbst nicht sieht. Zudem kann er praktische Tools vermitteln, die im Alltag sofort anwendbar sind. Wer Performance-Angst nicht als Schwäche, sondern als Entwicklungsfeld versteht, gewinnt langfristig.

Ein nützlicher Einstieg in das Thema findet sich beispielsweise auf karrierebibel– einer Seite, die praxisnahe Karriere- und Stressbewältigungstipps übersichtlich aufbereitet.

Fazit

Performance-Angst ist keine Randerscheinung, sondern einer der unterschätzten Faktoren, die Karrieren und Geschäftsbeziehungen beeinflussen. Doch sie ist überwindbar – nicht mit theoretischen Konzepten, sondern mit klarem Blick auf Auslöser, strategischer Vorbereitung, mentalem Training und bewusster, schrittweiser Entwicklung.

Was ich in all den Jahren gelernt habe: Angst wird nicht durch Ignorieren kleiner, sondern durch Auseinandersetzung. Wer bereit ist, strukturiert daran zu arbeiten, verwandelt Performance-Angst in eine Kraftquelle. Die Realität ist: Jeder kann lernen, souverän unter Druck aufzutreten – es braucht nur den Willen, den Prozess konsequent zu gehen.

FAQs

Was ist Performance-Angst?

Performance-Angst bezeichnet die Nervosität oder Angst, die Menschen empfinden, wenn sie unter Leistungsdruck stehen, etwa bei Präsentationen, Prüfungen oder Meetings.

Ist Performance-Angst dasselbe wie Lampenfieber?

Ähnliche Symptome, aber Performance-Angst betrifft oft den geschäftlichen Kontext, während Lampenfieber häufiger künstlerische Situationen beschreibt.

Warum tritt Performance-Angst selbst bei erfahrenen Menschen auf?

Weil sie mit steigender Verantwortung auch steigende Erwartungen spüren. Erfahrung schützt also nicht automatisch vor neuen Drucksituationen.

Kann man Performance-Angst vollständig loswerden?

Nein, völlig verschwindet sie selten. Aber man kann lernen, sie so zu kontrollieren, dass sie nicht mehr blockiert.

Welche Rolle spielt Vorbereitung?

Vorbereitung reduziert Unsicherheit. Wer seinen Stoff kennt, fühlt sich sicherer und kann sich mehr auf den Auftritt als auf die Angst konzentrieren.

Kann Atemtraining wirklich helfen?

Ja, Atemübungen senken die körperliche Stressreaktion und helfen damit, Nervosität vor und während Auftritten spürbar zu reduzieren.

Wie vermeidet man Blackouts in Präsentationen?

Indem man klare Strukturen vorbereitet, Notizen griffbereit hat und mentale Trainingsmethoden nutzt, um ruhig zu bleiben.

Wirkt Performance-Angst auf die Karriere?

Definitiv. Wer Angst nicht überwindet, verpasst Chancen. Wer sie kontrolliert, wirkt souverän und überzeugend.

Sind kleine Schritte eine gute Strategie?

Ja, kleine kontrollierte Schritte bauen Vertrauen auf. Zu große Sprünge führen oft zu Frustration oder Rückschlägen.

Wie wichtig ist Feedback dabei?

Sehr wichtig. Konstruktives, zeitnahes Feedback hilft Angst zu verringern, während destruktives Feedback sie verstärkt.

Welche Rolle spielt Körpersprache?

Eine zentrale. Körpersprache beeinflusst nicht nur die Wirkung nach außen, sondern auch das innere Gefühl der Sicherheit.

Sollte man professionelle Hilfe suchen?

Wenn die Angst stark einschränkt: ja. Coaches oder Therapeuten geben Tools, die man alleine oft nicht entwickelt.

Kann Performance-Angst auch Vorteile haben?

Richtig eingesetzt ja. Ein gewisses Maß an Nervosität steigert Fokus und Energie, solange sie kontrollierbar bleibt.

Welche kurzfristigen Tricks helfen sofort?

Tiefe Atemzüge, bewusster Stand, positive Visualisierung. Diese Methoden helfen auch unmittelbar in kritischen Situationen.

Wie unterscheidet sich Performance-Angst im B2B- vs. B2C-Kontext?

Im B2B-Kontext geht es stärker um Expertise und Fakten, im B2C mehr um Emotion und Storytelling. Angst zeigt sich jeweils anders.

Lohnt es sich, Performance-Angst offen im Team anzusprechen?

Ja, denn offene Kommunikation baut Vertrauen auf und verhindert, dass Unsicherheit als Schwäche missverstanden wird.

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